Lernende der 10ten Klassen sprechen mit Zeitzeugin der Shoa und der Enkelin ihres Lagerkommandanten

Neugierig erwarteten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 10a und b am Ende des letzten Jahres die Zuschaltung von Eva Weyl, Überlebender des KZ Westerbork, und Anke Winter, der Enkelin des Kommandanten eben dieses Lagers. Möglich wurde dieses Treffen per Videokonferenz, durch die die beinahe 90-jährige Frau Weyl aus Amsterdam und Frau Winter aus Montreux auf die Smartboards der beiden Klassenräume zugeschaltet wurden. Nachdem im letzten Jahr bereits die eine Hälfte der damals noch 9ten Klassen diese Gelegenheit wahrnehmen durfte, erhielt sie nun auch die andere Hälfte.

Die GSH kann schon seit Langem auf die wiederkehrende Unterstützung der beiden Frauen bei der Vermittlung dieses so wichtigen Themas zählen. Ihr Ziel dabei: Durch Schilderung von Erlebnissen und Erinnerungen von Zeitzeugen aus jungen Menschen sogenannte „Zweitzeugen“ machen. Dies sind Menschen, die immerhin aus zweiter Hand vom Erlebten berichten und so die Erinnerung wachhalten können. Wichtig ist Frau Weyl dabei klarzustellen, dass sie der heutigen Generation keine Vorwürfe an der NS-Zeit macht. Sie seien nicht für die Taten der Nationalsozialisten verantwortlich. Eine Verantwortung hätten sie aber dafür, die deutsche Geschichte und die Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen wachzuhalten, damit so etwas nie wieder geschehen könne.

Frau Weyl berichtete während ihres Vortrages detailliert vom Leben als Kind im KZ Westerbork in den Niederlanden, das damals als ein „Vorzeige-Lager“ gegolten habe. Der perfide Plan hinter dem relativ zivilisierten Leben ohne die übliche KZ-Kleidung, mit weitestgehend eigener Verwaltung, eigenem Theater und dem damals größten Krankenhaus der Niederlande: Die Führung des Lagers vereinfachen und die Häftlinge in Sicherheit wiegen, um sie ohne Widerstand baldmöglichst in die Vernichtungslager in Osteuropa zu transportieren. Ergänzt wurde ihr Vortrag dabei immer wieder von Frau Winter, die Handlungen des Großvaters erläuterte und auch vom Umgang mit den Verbrechen und dem Thema Aufarbeitung in der eigenen Familie berichtete.

Die Lernenden lauschten dabei gebannt dem Vortrag der beiden Frauen und nutzten die Gelegenheit, um teils im Unterricht vorbereitete, teils spontane Fragen zu stellen. Am Ende waren die Schülerinnen und Schüler begeistert, eine solche Gelegenheit erhalten zu haben und die im Unterricht behandelte Geschichte von so einer authentischen Quelle lebendig vermittelt bekommen zu haben.