Plenarsaal statt Klassenzimmer: Die Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen tauschten letzte Woche für drei Tage ihren Platz mit einem jungen Menschen aus ihrem Wahlkreis. Beim Jugendlandtag lernten Schüler oder Studenten den politischen Alltag im Parlament kennen. Sie simulierten Fraktions-, Ausschuss- und Plenarsitzungen, berieten über reale gesellschaftliche Themen und hörten Sachverständige an. Charlotte Quik, Landtagsabgeordnete für Hamminkeln, Hünxe, Schermbeck und Wesel, wurde beim Jugendlandtag 2022 durch Lasse Eickhoff (19 Jahre) aus Hünxe vertreten. Zusätzlich konnte auch Samina Grote (20 Jahre) – ebenfalls aus Hünxe – den Platz für die Landtagsabgeordnete Angela Erwin einnehmen. Samina Grote und Lasse Eickhoff besuchen zurzeit die Gesamtschule Hünxe.

„Dass junge Menschen aktiv am politischen Geschehen teilnehmen, Abläufe verstehen und sich mit ihren Ideen einbringen, ist für uns ein wichtiges Anliegen“, erklärt Charlotte Quik. „Unsere jugendlichen Vertreter zwischen 16 und 20 Jahren bildeten wie im wahren parlamentarischen Alltag Fraktionen, wählten Vorsitzende und berieten dann gemeinsam über Probleme und Herausforderungen, mit denen wir in NRW tatsächlich zu tun haben. Dabei wurden auch Anträge beschlossen, mit denen wir als ,echte‘ Abgeordnete uns danach im Hauptausschuss des Landtags befassen. So werden die im Planspiel entwickelten Vorschläge politische Wirklichkeit.“

Für Lasse Eickhoff war der zeitweise Wechsel von der Schul- auf die Abgeordnetenbank in den Plenarsaal eine spannende Erfahrung. Er meinte dabei, dass ihnen als jungen Menschen häufig politisches Desinteresse vorgeworfen wird. Sie aber natürlich  auch eigene Ideen und Vorstellungen haben, was für das Land von Bedeutung ist –  und dafür nur Gehör finden müssen. Er findet dabei der Jugendlandtag sei eine tolle Brücke zwischen Jugend und Parlament, da die Jugendlichen einerseits lernen die Prozesse, Hintergründe und Anforderungen von politischem Handeln kennen, die Abgeordneten andererseits ihre Impulse für Nordrhein-Westfalen aufnehmen und sich damit beschäftigen.

Mit dem diesjährigen zwölften Jung-Parlament haben bereits fast 2500 junge Menschen an den nordrhein-westfälischen Jugendlandtagen teilgenommen. Zweimal kam es übrigens in diesen zwölf Jahren auch zu einem Hammelsprung – also eine Abstimmung per Durchschreiten bestimmter Türen: 2013 zum Nichtraucherschutzgesetz und 2015 zur Studienplatzvergabe. Bei dem diesjährigen Jugendlandtag wurden mehrheitlich die Anträge „Ausbau des ÖPNV sowie des Fahrradnetzes in NRW zur Förderung des Umstiegs auf klimaneutrale Fortbewegung“ sowie „Wahl ab 16“ beschlossen. Diese wurden dem Hauptausschuss des Landtags und den Abgeordneten als Parlamentspapier zugeleitet.